Gezeigte Arbeit von Jill-Alisa Fingerhut
Die japanische Bindung ermöglicht zwei Textebenen. So wird der vollständige Text aus »Ideen. Das Buch Le Grand« auf den innen liegenden Seiten gesetzt, während die Außenseiten mit ausgewählten Textauszügen gestaltet sind, die inhaltlich jeweils ein Gegensatzpaar bilden.
Durch kontrastreiche, typografische Gestaltung wird das Leitthema der Gegensatzpaare visualisiert. Der Gedankenstrich ist ein wiederkehrendes Element im Text Heines. In diesem Konzept wird er in grafischen Strichstärken variiert; er steht fur Auslassungen, Verbindungen und Andeutungen. Das Öffnen der Buchseiten stellt eine Referenz zu einem »allegorischen Liebesbrief« her.
Gezeigte Arbeit von Anna Gepting
Angelehnt an Heines Form des Reisebildes, die eine Collage aus verschiedenen Textfragmenten ist, besteht das Bildkonzept ebenfalls aus Collagen. Dabei werden größtenteils Bilder verwendet, die die Zeit Heines reflektieren.
Ein illustratives Element kehrt das Gesamtbild folglich ironisch um und bildet eine Allegorie auf den unverkennbaren Heineton, der mit versteckter sowie offener Ironie spielt. Das gestalterische Konzept des Buches wechselt zwischen collagierten, fotografischen und typografischen Darstellungen. Die Art der Visualisierung richtet sich dabei nach dem Kontext. Exzessive Gedanken, die etwas Metaphysisches wie das Leben preisen, werden nicht durch Fotografien oder Collagen vergegenständlicht; ihre bildhafte Deutung sollte im Kopf des Lesers geschehen. Die Typografie wird zum Bild und inszeniert die im Text exzessiv gepriesene Lebendigkeit.
Gezeigte Arbeit von Melissa Kappel
Stillstand, Bewegung und das Trommelmotiv sind das Leitthema dieser Gestaltung. Abstrakte fotografische Arbeiten stehen im Dialog mit dem Text und öffnen dem Betrachter weitere Assoziationsräume.
Es werden Textstellen verwendet, die die Figuren des Trommlers und des Narren beinhalten. Die Trommel stellt die sublime, erhabene Zeit dar, eine ingesamt gute und positive Zeit. Der Narr dagegen stellt die ridicule, lächerliche Zeit dar, eine eher negative Zeit. Die Anordnung der Textstellen verlaufen chronologisch, wie sie im Originaltext zu finden sind, und führen den Leser durch verschiedene Zeitstrecken: die Kindheit des Ich-Erzählers in Düsseldorf, die Jugend des Ich-Erzählers, die Gegenwart als Zeit der Clowns.
Gezeigte Arbeit von Lisa Köhler
Die offene Schreibweise Heines, dieses scheinbar unverbundene Neben und Nacheinander divergenter Stoffbereiche* legte die Collage als Gestaltungselement nahe.
Diese Technik ermöglichte es, abstrakte Bild- und Farbwelten zu ausgewählten Textpassagen herzustellen, die dem Leser Zeit zur eigenen Gedankenreflexion bieten und ihm somit einen großen Interpretations- und Assoziationsraum eröffnen. Das Buch Le Grand ermunterte durch die Schilderung der Traumwelten Heines, seine zahlreichen, farbenprächtigen Metaphern und Allegorien, expressiv mit Farben und Formen umzugehen. Zehn Collagen wurden analog, mit Hilfe von Ausschnitten aus Zeitschriften und Magazinen entworfen und zunächst mit Kleber auf Papier festgehalten. Im digitalen Prozess wurden sie weiter entwickelt und umgesetzt.
* (vgl. Dierk Möller, Heinrich Heine, Ideen. Das Buch Le Grand, Reclam, Stuttgart 2008, S. 82 )
Gezeigte Arbeit von Alexandra Korschefsky
Die Technik der Scanografien wurde eingesetzt, um abstrakte Bilder zu erzeugen. Sie erweitern die ausgewählten Texte der Gegensatzpaare um eine eigene Ebene und stellen einen Bezug zur Gegenwart her.
Es kamen Materialien wie Tinte (mit der Heine seine Werke anfertigte) als auch Papier, Folien, Glas, Wachs und andere Mittel, die auf dem Flachbettscanner arrangiert wurden, zum Einsatz. Teilweise wurde der Scanvorgang bewusst mit Gegenlicht manipuliert und beeinflusst, um Rhythmus zu erzeugen. Die Technik des Scannens entwickelte sich im Experiment. Der Zufall spielt zum Teil auch eine Rolle. Die Überlagerung der einzelnen Ebenen und Schichten zeigt sich in jedem Scanner-Durchgang anders, je nach Lichteinfall – Dunkel lässt Hell durchscheinen oder auch umgekehrt. Zudem hat der Scanner die Eigenart, Schärfe und Unschärfe zu erzeugen. So entsteht zusätzlich Spannung und Kontrast, die durch die Farbgebung, die sich an Goethes Farbtheorie orientiert, unterstützt wird.