Das Symposium findet am Freitag, den 21.4.2023 ab 10 Uhr statt.
Wir würden uns freuen, Sie vor Ort zu begrüßen.
Befasst man sich mit der Geschichte institutioneller Sammlungen entsteht nicht selten der Eindruck, es handele sich um ausgesprochen statische Gebilde. In musealen Ausstellungsräumen werden sie von den Besuchern zumeist als unerschütterliches Faktum wahrgenommen. Doch gibt es selbst in musealen Zusammenhängen zahlreiche Gründe, weshalb eine Sammlung als ‚veraltet‘ betrachtet werden kann. Gesellschaftliche, politische, räumliche oder ästhetische Veränderungen sowie der technische Fortschritt können dazu führen, dass Sammlungen und ihre Präsentation nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen. Eine Überarbeitung, Neuausrichtung oder Neugestaltung setzt eine kritische Auseinandersetzung mit den für gültig erachteten Kriterien voraus, die unter anderem ihre Herkunft, Zusammensetzung, Präsentation, Zielsetzung oder sogar Sinnhaftigkeit betreffen können. Die erforderlichen Erneuerungen sind zum Teil mit erheblichem Aufwand verbunden. Häufig entschließen sich Institutionen dennoch dazu, die notwendigen Änderungen vorzunehmen. Nicht immer sind jedoch die Mittel vorhanden oder entsprechen die Umstände den Möglichkeiten einer notwendigen Umstrukturierung. Insbesondere wenn man sich den Bereich privater Sammlungen zuwendet, werden die enormen Herausforderungen deutlich, die mit dem Aufbau und Erhalt einer Sammlung einhergehen. Hier führen die individuelle Ausrichtung der Sammlung und die spezifischen Bedingungen zu sehr unterschiedlichen Entwicklungen und Herausforderungen, nicht selten aber auch zu überraschenden Entscheidungen, da private Sammler in der Regel flexibler und unkonventioneller agieren können.
Das Symposium thematisiert die Gründe und Umstände, die zu der Einschätzung führen, eine Sammlung sei ‚abgelaufen‘. Es setzt sich mit den Diskursen und Maßnahmen auseinander, die ihre Aktualität erneut herstellen, untersucht aber auch die Gegebenheiten, die einen solchen Prozess verhindern und in der Folge zur Aufteilung, Auflösung oder Vernichtung einer Sammlung führen können. Dabei wird der Blick sowohl auf öffentliche wie auch auf private Sammlungen gerichtet.
Es werden gezielt Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen vorgestellt, um deutlich zu machen, dass Sammlungen keine abgeschlossenen Entitäten sind. Auch sie unterliegen dem gesellschaftlichen Wandel, den sie dokumentieren, veranschaulichen und reflektieren.
In den die Vorträge begleitenden Diskussionen wird daher auch der Frage nachgegangen, wie die häufig eingefahrenen Sammlungsstrukturen aufgebrochen werden und eine lebendige Sammlung entstehen kann. Mit dem Mittel der wissenschaftlichen Fachtagung sollen Perspektiven eröffnet und Impulse geben werden, um neue Ansätze zu entwickeln und innovative Wege zu beschreiten.
Auch Student*innen nehmen aktiv am Symposium teil. Im Wintersemester 2022/23 haben Seminare stattgefunden, in denen sich die Student*innen mit einer privaten, auf VHS-Kassetten aufgenommenen Filmsammlung befasst haben. Den konkreten Ausgangspunkt bildet eine mehr als 17.000 Objekte umfassende Videosammlung auf VHS-Kassetten. Die Sammlung wurde über einen Zeitraum von 30 Jahren eigenhändig aufgenommen und zusammengestellt. Mit dem Tod des Sammlers hat die Sammlung ihren Betreiber und damit zugleich ihren Sinn, Zweck sowie ihre ideelle Bedeutung schlagartig verloren. Die somit nahezu wertlos gewordene Sammlung, wird durch recherchebasierte gestalterische und künstlerische Interventionen einem neuen Wertschöpfungsprozess zugeführt. Die Resultate werden auf dem Symposium präsentiert.
Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Symposiums
Dr. Sabine Beneke, Deutsches Historisches Museum Berlin
Prof. Lars Breuer: HSD, FB Design, Gestaltungslehre, Design
Sophia Gräfe: Humboldt-Universität Berlin, Institut für Kulturwissenschaft
Prof. Dr. Alexis Joachimides: Kunsthochschule Universität Kassel, Neuere Kunstgeschichte
Dr. Andrea Meyer: Technische Universität Berlin, Kunstwissenschaft u. Historische Urbanistik
Alain Roux: Fotograf
Dr. Nina Schallenberg: Jüdisches Museum Berlin
Student*innen des Fachbereichs Design
Prof. Phillip Teufel: HSD, FB Design, Grafik-Design, Medienspezifische Visualisierung
Peter Thoma: HSD, FB Design, AV-Medien
Prof. Dr. Viola Vahrson: HSD, FB Design, Bild- und Kunstwissenschaft