die heftige variante des lockerseins
Martin Pfeifle
Geb. 1975 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Düsseldorf
Der deutsche Autor Ronald M. Schernikau war homosexuell und Kommunist. Beides verkündete er lautstark und verband es in seinen Werken mit einem ästhetischen Rigorismus. Als 18-Jähriger schrieb er das Buch, das ihn 1980 über Nacht zum Star machte: „Kleinstadtnovelle“. Nur ein Jahr später verfasste er sein zweites Buch die heftige variante des lockerseins. ein festspiel. Es sei ein ironischer Titel, der inhaltlich gemeint sei, erklärte der Autor 1987 in einem Interview: „die leute, die erzählen, daß sie ganz locker sind, sind meistens am verkrampftesten. (…) ich empfinde die variante als nicht locker, sondern als angestrengt und selbstquälerisch.“
Für die Ausstellung "Who's Afraid Of Stardust?" in der Kunsthalle Nürnberg hat Martin Pfeifle eine raumgreifende Arbeit aus äußerst eigenwilligen, Objekten entwickelt, die mitihrem Titel "die heftige variante des lockerseins" auf Schernikau verweist.
Stühle sind Charaktere, die sich einer eindeutigen Zuordnung entziehen. Sie sind Repräsentant*innen für Vielfältigkeit. Der Raum ist eine lustvolle Hinterfragung des durchschnittlichen deutschen Wohnzimmers. Zudem handelt es sich um hybride Objekte, die sich nicht in konventionelle Kategorien einordnen lassen, da sie zugleich Skulptur, Installation, Möbel und Display sind.
Uneindeutigkeit als Potenzial. Der Moment der Verunsicherung ermöglicht das Aufbrechen von eingefahrenen Verhaltensmustern und Wahrnehmungsstrukturen. Auf Martin Pfeifles Objekten liegen Bücher und Magazine zu queeren Themen aus, auf Tablets können Filme und Dokumentationen angeschaut werden. Sobald die Besucher*innen den Raum betreten, in ihm verweilen und mit den Objekten interagieren, werden sie selbst zu Akteur*innen und damit Teil der Arbeit.