Professorin für
- Wahrnehmungs- und Gestaltungslehre
Das Studium der Gestaltungslehre dient der Erfahrung formal-ästhetischer Gesetze und Möglichkeiten, es fördert die Herausbildung von Seh-, Darstellungs- und Vorstellungsvermögen, Kreativität und Urteilskraft ... zur Findung und Festigung der jeweils eigenen Interessen und Ausdrucksmittel. Das Ziel der Veranstaltungen liegt somit nicht in der Festschreibung von Handlungsmustern zur Lösung bestimmter gestalterischer Probleme, sondern in der Sensibilisierung für grundlegende Fragestellungen räumlich-gestalterischer Arbeit und deren Beurteilung.
Das Studium der Gestaltungslehre soll die Basis einer Architektur sein, die nicht Verbrauch, sondern Gebrauch garantiert, wobei Gebrauch auch als geistiger Gebrauch zu verstehen ist. Die Lebenswelt braucht - heute mehr denn je - verantwortbare, den Menschen betreffende 'Bilder'. Weder das bloße Abarbeiten blanker Formalismen, noch die Schaffung individueller Mythen können derartige Bilder hervorbringen.
Die klassischen Themenkreise der Gestaltungslehre - u.a. Wahrnehmung, Material, Farbe, Synästhesien, Form, Raum, Proxemik, Licht, Bewegung - sind dabei weder klar voneinander zu trennen, noch umfassend. Material-, Farb-, Form-, Raumstudien etc. weitgehend abstrakter Natur können aber gewohnheitsmäßige Seh- und Wahrnehmungsstrukturen in eine Art Unschuldszustand versetzen und der Übung und Erfahrung von Grundsätzlichem dienen. Inwieweit die erkannten Muster und Phänomene dann in die architektonische Wirklichkeit einer globalisierten Welt übertragen werden können, wird zu untersuchen sein. Die Wirklichkeit ist zwar komplexer als die Abstraktion und deshalb schwerer zu fassen, aber sie ist aufgrund ihrer Sinnlichkeit dennoch der bessere Lehrmeister.
Die bisher beschriebenen Aspekte der Gestaltungslehre lassen sich unter dem Begriff 'Wahrnehmungsschulung' zusammenfassen. Gleichberechtigt neben dieser steht das 'Kreativitätstraining', die Phantasie.
Die Kreativität lässt sich durch bestimmte Fragestellungen, z.B. indem den alltäglichsten Dingen neue Nutzungsmöglichkeiten oder Bedeutungshorizonte abgerungen werden, bilden und erproben.
Hinzukommen muss die Auseinandersetzung mit den soziologischen und intellektuellen Dimensionen nebst Rezeptionen des jeweiligen Untersuchungsfeldes sowie das Auffinden unsichtbarer Realitäten, wie Ideologien und Leitbilder, zu denen ein Verhältnis entwickelt werden muss.