Hochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences
Fachbereiche Architektur & Design
Peter Behrens School of Arts

​​​

​ÜBERSICHT

​PROJEKTE

​KONTAKT

​​

​​École Primaire

 
Der an der Westküste Afrikas gelegene Staat Guinea gehört trotz seines Rohstoffreichtums zu den ärmsten Ländern der Welt. Ein entscheidendes Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung Guineas ist das geringe Bildungsniveau – nicht  einmal ein Drittel der Bevölkerung kann lesen und  schreiben. In vielen entlegenen Gebieten fehlt es an Schulinfrastruktur und qualifizierten Lehrern. Die Alphabetisierungsrate in der Gesamtbevölkerung liegt bei gerade einmal 30,4 Prozent, für Frauen sogar nur bei 22,8 Prozent. Die effektive Teilnahme am Schulunterricht  beträgt in Grundschulklassen von durchschnittlich 44 Schülern pro Lehrer lediglich 2,4 Jahre, bei Mädchen sogar nur 1,4 Jahre – bei insgesamt  sechs verpflichten Schuljahren. Der Bedarf an Grundschulen ist insbesondere in den ländlichen Regionen immens.
 
In enger Abstimmung mit dem guineischen Grundbildungsministerium MENA finanziert die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unter anderem in der Region Faranah in Zentralguinea den Bau einer großen Zahl von Schulen und Lehrerhäusern. Im Rahmen dieses Programms sind wir gefragt worden, einen Prototyp für eine Primarschule zu entwickeln, diese im Detail zu planen und vor Ort mit der guineischen Partnerhoch-schule Institut Superieur d'Architecture et d'Urbanisme Conakry ISAU als Selbstbau-projekt zu realisieren.
 
Ein Standard Prototyp, der seit vielen Jahren von der KfW in vielen Regionen Westafrikas gebaut wird, birgt klimatische und räumliche Nachteile wie schlechte Tageslichtausnutzung, Überhitzung der Klassenräume sowie Lärmbelästigung durch den prasselnden Regen auf den leichten Metalldächern während der Regenmonate.
Durch räumliche Neuerungen, ein passives Belüftungssystem, ein Doppeldach und nachhaltige zum Teil eigenproduzierte Materialien soll eine Verbesserung für den Standardtyp erreicht werden. Ein besonderes Interesse gilt dem Umgang mit lokalen traditionellen Materialien und Konstruktionstechniken und deren zeitgemäßer Adaptierung.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Schaffung informeller Lernräume in Ergänzung zu den meist überfüllten klassischen Klassenräumen. Durch verschattete Aufweitungen der Terrassen und einen weiteren zwischen 2 Klassenräumen gelegenen überdachten Außenraum wurden zusätzliche Bereiche geschaffen, wo die Kinder einzeln oder in kleinen Gruppen lernen können.
 
Ziel ist, dass dieser Prototyp den örtlichen Gegebenheiten angepasst an verschiedenen Orten des Landes gebaut werden kann.
 
Der Prototyp wurde im Landesinneren nahe der Stadt Faranah (ca. 50.000 Einwohner) im 300 Einwohnerdorf Santiguyah realisiert. Der Masterplan sieht einen Campus mit 2 Klassenhäusern, einem Direktionsgebäude, Wohnhäusern für Lehrer, Latrinen, einen Brunnen, einen Schulgarten und einen Sportplatz vor.
Der Erste Bauabschnitt, welcher ein Klassenhaus mit 3 Klassen, das Direktions-gebäude, Latrinen und das Bohren des Brunnens umfasst, wurde zwischen 2019 und 2021 realisiert. Wesentlicher Bestandteil des Projektes war die Beteiligung der Dorfbevölkerung am Bauprozess.
Seit der Fertigstellung besuchen insgesamt 250 Kinder aus Santiguyah und weiteren 7 umgebenden Dörfern die neue Schule.​


​​