Beobachten-Erkennen-Lernen
"Die Ordnung der Dinge ist folglich nicht zu konstruieren; sie ist zu beobachten"
Olaf Breidbach in: „Goethes Metamorphosenlehre“ München. 2006
Einer der auffälligsten Käfer Europas, der Hirschkäfer, wurde nicht nur vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut zum Insekt des Jahres 2012 ernannt sondern gehört auch zu den als „stark gefährdet“ eingeordneten Insekten der Roten Liste Deutschlands. Grund genug uns auch gestalterisch einmal mit diesem Waldbewohner auseinander zusetzten.
Neben dem Verstehen der Biomechanik der Gelenke ging es primär darum die ästhetische Dimension seiner natürlichen Komplexität sichtbar zu machen, und die Ergebnisse an Hand methodischer Darstellung auf unterschiedliche Weise zu visualisieren und künstlerisch zu erhöhen.Im Vordergrund stand der Prozess des Erkennens und das Erlernen von Methoden und bildgebenden Verfahren sowie deren graphisch-künstlerischen Weiterverarbeitungsmöglichkeiten. Neben einer theoretischen Einführung in die Lebenswelt des Käfers und seiner Einordnung in die Tierwelt, flankierten Skizzen und Photographien als erste Stufe der visuellen Untersuchung die Diskussion und textliche Definition des Insekts.
Die Grösse der gewonnenen Datenmengen stellte in Bezug auf die Verarbeitung der Rohdaten zunächst ein grosses Problem dar. Es konnten aber durch Dateireduktionen weiterverarbeitbare Polygongruppen erstellt werden, welche es uns erlaubten
- komplexe Schichtmodelle mit Hilfe eines Lasercutters zu erzeugen und
- 3D-Modelle mit Hilfe diverser 3d Drucker zu erstellen,
welche selbst die tatsächliche tastbare Makrosstruktur der Oberfläche des Käfers wiedergibt. Das gewonnene Datenmaterial wurde katalogisiert und kann somit für weitere Form- und Materialexperimenten gestalterisch und künstlerisch eine Grundlage bilden (visuell, objekthaft, plastisch-skulptural, grafisch, filmisch, räumlich und interaktiv). Die visuellen Ergebnisse, Modelle und Zeichnungen, haben ein hohes gestalterisches Niveau erreichen können und erlauben dem Betrachter die Welt der Insekten aus einem anderen Blickwinkel zu zeigen.
Ein Seminar des Labors F&S sowie dem Lehrgebiet Entwerfen und Typologie der Bauformen.
Leitung:
Prof. Markus Pasing
Consulting:
Rosa Morgenstern
Jonas Schneider
Wintersemester 2015/16
Mit Arbeiten von: Rene Borrmann, Pascal Polotzek, Marius Aengenheister, Leon Klüwer-Springsfeld, Leon Meiners, LouiseBiskup, Azite Isao, Lisa Nguyen, Nursen Bader, Laura Matthias, Hava-Nisa Sirin, Eugenia Gasparian, Rosa Morgenstern, Jonas Schneider, Gina Böhmer, Birger Schneider, Dennis Liesenhoff, Jan Schmitz, Cornelius Claudius, Lukas Horstmann, Ansgar Krajewski, Till Rudolph, Till Grützner, Marius Maier
Pliers maxillaris
Rene Borrmann, Pascal Polotzek, Marius Aengenheister
Der Hirschkäfer gibt eine unfassbar spannende Kopfform vor, welcher als Inspiration diente. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf den Zangen. Bei Untersuchungen und Einblicken in die CT- Scans kamen interessante Formen zum Vorschein. Die jeweiligen Schichten der Scans erzählen das Innenleben des Kopfes, der im Einklang mit den Zangen steht. Um das Innenleben in dieser Installation sichtbar zu machen, sind 91 Schichten an einen Plexiglasstift befestigt und lassen sich um diesen Drehen. So erschient beim Drehen der Formen, spannende Innenformen und neue Architekturen im Inneren. Um das Innenleben noch mehr zu verdeutlichen gibt es zu dem Objekt noch Renderings, die dem Betrachter das Gefühl vermitteln, im Inneren der Zangen zu stehen.
Maxillaris forceps
Leon Klüwer-Springsfeld, Leon Meiners, Louise Biskup
Ganz besonderes Augenmerk auf die Bewegung der Oberkiefer-Zange wurde in diesem Projekt gelegt. In zwei Objekten wird auf unterschiedlichste Art der Bewegungsablauf verdeutlicht. Aber nicht nur verdeutlicht, nein in einem Objekt entsteht durch die Bewegung ein ganz neuer Raum. Die einzelnen Schichten des CT Scans lassen sich um die Achse des Gelenkes drehen und bilden somit durch ihre Feinheiten fast eine Art filigrane Struktur. Ein weiteres Objekt empfindet die Bewegung durch Beigabe von Silikon nach. Im Gegensatz zum Ersten Objekt, in der die Bewegung weitläufig dargestellt ist, lässt das Silikon nur wenig Spielraum für Bewegung.
Caput
Azize Isao, Lisa Nguyen, Nursen Badar, Laura Matthias, Havva-Nisa Sirin, Eugenia Gasparian
Sehr feine, dünne Schichten zeichnen dieses Projekt aus. Der Kopf und Rumpf des Hirschkäfers wurden anhand der computertomographischen Daten vektorisiert und in Graupappe gefräst. Anschließend lassen sich die Feinheiten der einzelnen Körperteile genau betrachten und die Rückseite des Objektes bietet Einblick in das Innenleben des Hirschkäfers.